Sicherer und robuster Rechtsverkehr mit EGVP Enterprise

Mit dem Elektronischen Gerichts- und Verwaltungspostfach (EGVP) kann eine rechtssichere und -verbindliche Kommunikation mit Behörden und der Justiz erfolgen. Wir widmen uns in diesem Artikel der Unterscheidung zwischen den Varianten Classic und Enterprise.

Was ist das Elektronische Gerichts- und Verwaltungspostfach?

Eine gute Einführung zu EGVP bietet ein kurzes Video aus dem Justizportal NRW:
Elektronischer Rechtsverkehr in der Justiz des Landes Nordrhein-Westfalen

Logo EGVP

EGVP kann sowohl von justiznahen Personen wie Notaren und Rechtsanwälten als auch von Privatpersonen für die Kommunikation mit Behörden genutzt werden. Auch für den behördenübergreifende Informationsaustausch wird es genutzt. Aus funktionaler Perspektive ist es mit dem Medium E-Mail vergleichbar, allerdings zusätzlich abgesichert, sodass die Authentizität und Integrität der versendeten Nachrichten über den unsicheren Kommunikationskanal Internet sichergestellt ist. Für die Übertragung wird OSCI über intermediäre Server genutzt.

Mittlerweile hat sich EGVP fest etabliert, allerdings nicht ohne Kritik. So wurde von verschiedenen Stellen die Anwenderfreundlichkeit durch den starken Fokus auf das Justizwesen bemängelt. Um eine sichere Übertragung für rechtsverbindlichen Informationsaustausch bereitzustellen, wäre auch mit klassischen technischen Mitteln der E-Mail möglich gewesen. Durch die Entwicklungen von DE-Mail wurde dieser Punkt bestärkt.

Im Mai wurde beschlossen, den EGVP-Bürger-Client zum 01.01.2016 einzustellen. Als Alternative werden webbasierte Formulare angeboten, die jedoch keine Antwort an den Bürger zulassen.

Der EGVP Bürger-Client

EGVP wird in mehreren Varianten angeboten. Neben EGVP Classic existiert ein Add-In für Microsoft Office und eine Web Edition. Für die Integration in Fachanwendungen wird EGVP Enterprise empfohlen.

Anbindung an Fachanwendungen mit EGVP Classic

EGVP Classic ist eine Standalone-Applikation die sich wie ein E-Mail Client installieren lässt. Es bietet nur unzureichende Schnittstellen, um Fachanwendungen anzubinden. Bevor EGVP Enterprise angeboten wurde, mussten wir in Projekten auf Hilfsmittel zurückgreifen, um eine Integration in weiterverarbeitende Systeme zu ermöglichen.

  • Import und Export: Für eingehende und ausgehende Nachrichten können Export- und Importverzeichnisse definiert werden. Wenn Nachrichten empfangen wurden, müssen nachgelagerte Komponenten auf diese Verzeichnisse Zugriff haben, um zu Überwachen wenn neue Nachrichten eintreffen oder um Nachrichten zu verschicken.
  • Auswertung der XML-Metadaten: Der Nachrichteninhalt muss aus den exportierten Dateien ermittelt werden. Die XML Dateien mit den Metadaten der Nachrichten müssen manuell analysiert werden, um Empfänger, Aktenzeichen o.ä. zu ermitteln, sodass eine sinnvolle Weiterleitung in den Posteingang einer elektronischen Akte möglich ist.
  • Mandantenfähigkeit durch Virtual Machines (VM): Für unterschiedliche Mandanten werden eigene Postfächer verwendet. Da ein EGVP Classic Client eine VM belegt, wurden VMs geklont und mit anderen Postfächern konfiguriert. Das verursacht hohe Betriebskosten und ist schwer zu skalieren. Konfigurationen können nicht zentral administriert werden.

Einfache Integration durch EGVP Enterprise

Mit EGVP Enterprise wurde ein serverseitige Komponente geschaffen, die auch für Massenverfahren skaliert. Durch die angebotenen Schnittstellen ist EGVP Enterprise deutlich besser in eine bestehende Systemarchitektur zu integrieren.

  • WebServices: Für die Weiterverarbeitung nach dem Empfang und die Versendung von Nachrichten werden WebServices bereitgestellt. Nachgelagerte Komponenten können so aktiv benachrichtigt werden. Der Versand wird sowohl synchron als auch asynchron angeboten. Die Transaktionen sind abgesichert, sodass eine Nachricht nur gelöscht wird, wenn sichergestellt ist, dass die weiterverarbeitende Komponente sie empfangen hat.

Ein Werkzeug zur Enterprise Application Integration, wie z.B. Runway, kann diese Schnittstellen nutzen und Nachrichten z.B. direkt in eine elektronische Akte weiterleiten oder daraus senden. So kann EGVP einfach in die elektronische Poststelle aufgenommen werden.

  • Administration: In der Classic Version musste jeder Client separat administriert werden. Mit der Administrations-Oberfläche lassen sich Postfächer, Nutzer und Dienste zentral administrieren.

  • Datenbank: Eine zentrale Datenbank sichert die eingehenden und ausgehenden Nachrichten temporär, bis sie ihren Bestimmungsort erreicht haben. Ausfallsicherheit kann dadurch einfach umgesetzt werden.